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Selbst kluge Menschen verteidigen dumme Ideen – so lange es ihre eigenen sind

Oft finden Menschen ihre eigenen Ideen besonders gelungen – und reagieren auf begründete Kritik nicht selten mit Ablehnung

Es ist nur allzu menschlich, wenn wir mit unseren Geistesblitzen brillieren wollen. Zuweilen suchen wir aber nicht gemeinsam mit anderen nach der besten Lösung, sondern bevorzugen vor allem eigene Einfälle und machen die der anderen entsprechend schlecht. „Not-invented-here-Syndrom“ heißt dieses Phänomen im Fachjargon. Die eigenen Einfälle finden wir also gut, die der anderen schlecht. Und wenn jemand etwas an unseren Ideen auszusetzen hat, reagieren wir ablehnend und trotzig. Dahinter steckt das Prinzip des psychologischen Eigentums. Wenn wir Urheber einer Idee sind – egal ob materieller oder ideeller Natur –, bilden wir zu ihr eine besondere Beziehung. Wer sich zudem körperlich oder geistig angestrengt hat, fühlt sich seiner Idee stärker verbunden. Im Extremfall wird diese so zu einem Teil unserer Identität. Hohe Identifikation mündet nicht selten in Kritikresistenz. Selbst gut begründeten Widerspruch empfinden wir dann nicht nur als Angriff auf die Idee, sondern auch auf uns selbst. Warum ist das so? Dieser Frage ist der deutschstämmige Forscher Markus Baer (Washington Universität, St. Louis) in einer Studie nachgegangen. Im ersten Versuch sollten 102 Studenten an einer Werbekampagne für ein neues Restaurant basteln. Baer teilte die Probanden in zwei Gruppen. Die einen erhielten einen Entwurf, der schon so gut wie fertig war. Sie konnten dort keine eigenen geistigen Spuren mehr hinterlassen. Die anderen hingegen mussten noch einige fehlende Angaben machen – beispielsweise einen Namen für das Restaurant und dessen Vorzüge, außerdem sollten sie ihren Namen auf dem Entwurf hinterlassen. Sie bauten zu ihm also eine gewisse Beziehung auf. Baer sammelte alle Arbeiten ein und gab den Probanden Feedback. Die einen sollten zwei Elemente des Entwurfs entfernen, die anderen sollten zwei hinzufügen. Damit wollte er herausfinden, ob die Probanden Veränderungen gegenüber aufgeschlossen waren. Und tatsächlich: Jene Teilnehmer, die zu der Arbeit eine größere Beziehung aufgebaut hatten, waren durchaus dazu bereit, noch etwas hinzuzufügen. Aber sie nahmen ungern etwas davon weg. Im zweiten Experiment mit einer neuen Gruppe fand der Wissenschaftler den Grund für diese Reaktion. Die Probanden mit persönlichem Bezug empfanden es als persönlichen Verlust, wenn sie etwas von ihrer Ausarbeitung streichen sollten. Außerdem reagierten sie wesentlich verärgerter und waren frustrierter. „Wer sich einer Sache verbunden fühlt, ist zwar offen für Ergänzungen“, fasst Baer zusammen, „aber er neigt zu Ignoranz, wenn er das Gefühl hat, dass man ihm etwas wegnimmt.“ Die Studie zeigt auch: Besonders engagierte Mitarbeiter reagieren tendenziell reserviert - vor allem dann, wenn sie ihre Einfällt bedroht sehen.

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